Logopädie für Kinder

Kinder & Jugendliche

Kinder ab 2 Jahren werden therapeutisch behandelt und in ihrer Sprachentwicklung begleitet. Elternberatung ist dabei selbstverständlich und ein wichtiger Bestandteil der Therapie – denn Sie als Eltern sind die Experten für Ihr Kind.

Diagnostik

In einem Erstgespräch wird durch gezielte Fragen die Anamnese – die Vorgeschichte der Störung – erhoben. Anschließend findet eine ausführliche störungsspezifische Untersuchung statt. Dabei wird das Sprachverständnis, die Aussprache, der Wortschatz sowie die Grammatik erfasst. Zudem wird die Atmung, die Stimme, die Körperhaltung und das Schluckmuster des Patienten analysiert. Die logopädische Befunderhebung kann durch objektive Testverfahren, bei kleinen Kindern aber auch im Spiel / durch Beobachtung erfolgen. Anschliessend wird die logopädische Diagnose festgelegt.
Nach Abschluss der Diagnostik werden die Eltern über das Ergebnis aufgeklärt. Dabei werden Art und Ausmaß der sprachlichen Beeinträchtigung sowie mögliche Ursachen und deren Auswirkungen auf den Alltag erläutert. Gemeinsam wird entschieden, ob eine logopädische Therapie zum jetzigen Zeitpunkt notwendig ist und wie eine mögliche Behandlung aussehen könnte.
Falls nicht sofort mit der Behandlung begonnen wird, bekommen die Eltern in einem Beratungsgespräch individuelle Hilfestellungen zu der betreffenden Störung und Informationen zu den Schwierigkeiten ihres Kindes und dem Umgang damit. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit hat sich erfolgreich bewehrt. Deshalb kann zur weiteren Abklärung möglicherweise eine Vorstellung in einer speziellen Einrichtung, z.B. Sozialpädiatrisches Zentrum, vorgeschlagen werden.
Um die Qualität der Therapie zu gewährleisten, wird in gewissen Abständen Verlaufsdiagnostiken durchgeführt. Behandlungsfortschritte werden kontrolliert und Therapieziele gemeinsam mit dem Patienten neu angepasst.

Behandlung

Die Informationen aus Anamnese und Diagnostik bilden die Basis für die Erstellung eines individuellen Therapieplans und die Auswahl der geeigneten Behandlungsmethoden.
Die Kommunikationsfähigkeiten des Kindes werden durch spezifische Übungen auf spielerische Art verbessert. Das Kind wird dort abgeholt, wo es sich aus entwicklungsphysiologischer Sicht befindet. Dass sich das Kind wertgeschätzt und wohl fühlt ist dabei eine wichtige Grundvoraussetzung. Deshalb werden in der Therapie die Interessen des Kindes sowie seine individuellen Begabungen und /oder Schwierigkeiten berücksichtigt.
Die logopädische Therapie bei Kindern beinhaltet die Arbeit mit dem Kind sowie Elternarbeit in Form von Elternberatung und Elternanleitung.
Für eine bestmöglich Unterstützung wird eine interdisziplinäre Zusammenarbeit (Kinderärzte, Ergotherapeuten, Kindergärten, Schule, Heilpädagogen u.a.) angestrebt.
In der Therapieplanung werden die individuellen Voraussetzungen eines jeden einzelnen Patienten berücksichtigt. Gemeinsam werden Therapieziele vereinbart. Durch das Arbeiten mit wissenschaftlich fundierten Therapiekonzepten und das Kombinieren anerkannter Methoden wird zur bestmöglichen Behandlung des Patienten beigetragen.

Störungsbilder
Kindliche Stimmstörungen

Stimmstörungen werden bei Kindern in der Regel durch einen falschen Stimmgebrauch z.B. sehr lautes Sprechen / Schreien verursacht, wodurch organische Veränderungen an den Stimmlippen (Stimmlippenknötchen) entstehen können. Die Stimme klingt dann meist rau, heiser, gepresst oder brüchig.

Late Talker

Late Talker („Späte Sprecher”) sind Kinder, die im Alter von 24 Monaten weniger als 50 Wörter und / oder keine Zwei-Wort-Sätze bilden können. Ihre bisherige allgemeine Entwicklung (Hören, Intelligenz, Motorik) ist in der Regel unauffällig verlaufen. Es liegt somit keine Hörstörung oder IQ-Minderung vor. Einige dieser Kinder haben zusätzlich Probleme beim Verstehen von Sprache.
Ein Drittel der Late Talker holt die verzögerte Sprachentwicklung bis zum Alter von 30 Monaten von alleine auf. Diese Kinder bezeichnet man als „Late Bloomer”.
Zwei Drittel der Late Talker sind von einer schweren Sprachentwicklungsstörung (SSES) bedroht und können von einer frühen logopädischen Therapie gleich nach der U7 sehr profitieren. Langzeitfolgen wie massive Satzbaustörungen, Artikulationsfehler, Textverständnisstörungen und Schulprobleme in Deutsch und Mathematik können mit einer frühen Sprachtherapie bei vielen Kindern vermieden werden.

Sprachentwicklungsstörung /-verzögerung

Bei Sprachentwicklungsstörungen setzt der Spracherwerb meist verzögert ein und / oder verläuft nicht altersgemäß. Meist sind ein oder mehrere der folgenden Bereiche betroffen: Aussprache, Wortschatz, Grammatik und Sprachverständnis. Sprachentwicklungsstörungen können sich sehr früh, bereits ab einem Alter von 2 Jahren zeigen. Häufig ist dabei neben dem Kommunikationsverhalten auch das Spielverhalten der Kinder auffällig.

Aussprachestörung

Im Zuge von Aussprachestörungen werden ein oder mehrere Laute fehlerhaft gebildet, durch andere ersetzt oder einfach ausgelassen. Häufig werden in diesem Zusammenhang auch die Begriffe Artikulationsstörung, phonologische und phonetische Störung oder Dyslalie verwendet.

Myofunktionelle Störung

Bei einer myofunktionellen Störung ist der Schluckablauf verändert. Die Zunge drückt beim Schlucken in diesem Fall nicht – wie beim physiologischen Schlucken – nach oben an den Gaumen, sondern meist nach vorne gegen die Zähne. Ursachen hierfür sind meist eine Kombination aus einer schwachen Mund- und Zungenmuskulatur und einem falsch erlernten Schluckmuster.

Auditive Verarbeitungs- / Wahrnehmungsstörung

Kinder mit einer zentral-auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen verfügen über ein intaktes Hörvermögen, können jedoch die Höreindrücke nicht altersgemäß verarbeiten. So können sie beispielsweise ähnlich klingende Laute nicht voneinander unterscheiden oder besitzen eine verkürzte auditive Merkspanne, das heißt sie können sich gehörte Informationen nur eingeschränkt merken.

Hörstörung

Aufgrund einer Schallempfindungsstörung (dauerhaft bestehend, da der Hörnerv geschädigt ist) oder einer Schallleitungsstörung (vorübergehend durch häufige Mittelohrentzündungen/Paukenergüsse im Rahmen von Erkältungen oder dauerhaft durch Fehlbildungen an Ohrmuschel, Gehörgang oder Mittelohr) kann es zu Hörstörungen im Kindesalter kommen, welche sich ungünstig auf die Sprachentwicklung auswirken können.

Je nachdem, um welche Form der Störung es sich handelt, werden Verbesserungen durch das Anpassen von Hörgeräten oder den Einsatz von Cochlea Implantaten (durch eine Operation am Hörnerv) erzielt. Schallleitungsstörungen können durch das Einsetzen von Paukenröhrchen in das Trommelfell oder andere Methoden, welche die Belüftung des Mittelohres (wieder) sicherstellen, behandelt werden.

Eine logopädische Begleitung kann sinnvoll sein, um das „neue“ Hören nach einer CI-Operation zu begleiten, oder um Rückstände in der Sprachentwicklung aufzuholen.

Stottern / Poltern

Bei Stotter-Symptomen werden Laute, Silben oder Wörter unfreiwillig wiederholt. Laute werden gedehnt und / oder Wörter in der Aussprache blockiert. Die Stärke des Stotterns ist oftmals situationsabhängig und die Betroffenen haben häufig einen starken Leidensdruck.
Das Poltern hingegen ist gekennzeichnet durch sehr schnelles, überhastetes Sprechen, die Aussprache ist meist undeutlich und für Außenstehende schwer verständlich. Silben werden oft ausgelassen oder zusammengezogen. Es kann zu Wiederholungen ähnlich dem Stottern kommen. Den Betroffenen sind ihre Sprechprobleme meist nicht bewusst.

Näseln (Rhinophonien)

Unter Rhinophonien wird eine mögliche Veränderungen des Stimmklangs und der Aussprache, die durch organische Veränderungen im Nasenraum (z.B. durch eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte) oder eine Fehlfunktion des Gaumensegels bedingt sind, verstanden.